B's Blog: Brief an meinen Bundestagsabgeordneten
Sonntag, 20. Dezember 2015
Brief an meinen Bundestagsabgeordneten
Sehr geehrter Herr,

Sie haben mich gefragt, was ich tun würde. Ich versuche das in aller Kürze, und deshalb unvollständig, beispielhaft anhand des Schemas, das ich an mein Schreiben angelegt hatte. Ich würde mir Gedanken machen und versuchen zu analysieren:

Situationsanalyse

"Ausgangsfrage" Problem, Anlass, Handlungsbedarf klären

Probleme: Kriege im Nahen Osten (Irak, Afghanistan, Syrien, Türkei, Palästina, Israel, Jemen), Kriege in Nordafrika (Libyen, Ägypten, Sudan, Niger, Burkina Faso usw.) und die damit zusammenhängenden Völkerwanderungen. Die Reichtümer der "nördlichen Hemisphäre" und die Armut Afrikas, Asiens und Süd-Amerikas.

Anlass: Flüchtlingsproblematik, Terroranschläge, Menschenrechtsverletzungen, Bedrohung unserer Ethik- und Wertvorstellung.

Handlungsbedarf: Fluchtgründe beseitigen, die Anlässe für Terroranschläge ausschalten, die Armut bekämpfen, Bildung (auch bei uns) verstärken, unser Wertesystem im Inneren befördern.

"Tatsachen Gegebenheiten, Umstände und deren Zusammenhang/Vernetzung" zusammentragen und anschauen (noch nicht bewerten)

Palästinaproblem nach 1945, Aufbau von Diktaturen im gesamten Vorderen Orient, Kurdenproblematik, Religionskonflikte zwischen Sunniten und Schiiten, Erdöl- und Rohstoffprobleme, autoritäre Systeme im gesamten Bereich Asien, Afrika und Südamerika, der kalte Krieg und dessen geopolitische Bedeutung. Die Angriffskriege der USA im Irak und in Afghanistan.

"Hintergründe, Merkmale, Charakteristiken, Ursachen der heutigen Lage" hinterfragen und einschätzen:

Mit dem Niedergang des Nazireichs und der Beendigung der asiatischen Kriege (speziell des Japan - USA Krieges) begann eine Neuordnung vieler Bereiche der Welt. Hier möchte ich nur an die willkürlichen Grenzziehungen im vorderen Orient, die Befreiung vieler Kolonien, den Algerien-, Korea- und Vietnamkrieg benennen. Die Vertreibung der Völkergruppen die mit den europäischen Machthabern in den befreiten Kolonien kollaboriert hatten (hier speziell die Kämpfer, die auf englischer, französischer und niederländischer Seite, die gegen die eigene Bevölkerung vorgegangen waren) und deren Gettoisierung. Weiterhin die macht- und geopolitische Strategien des "Westens" (hier speziell der USA), Russlands und der Nato.

"Diagnose Zusammenschau des Vorigen und Konklusion. Verstehen, "was los ist". Durchschauen der Situation:

Wir haben eine Unordnung in die Welt gebracht, mit unserer Willkür, mit ego-istischen Zielen und unserer mangelnden Auseinandersetzung mit der Geschichte der "Welt". Wir sind mangelhaft gebildet, in die Irre geführt und schlecht beraten und handeln vorschnell und sinnlos auf der Basis dieser Aspekte. Wir verfolgen Ziele, die nur unserem Machterhalt und unserem Wohlergehen dienen.

Entscheidungsfindung

"Ziele und Prinzipien"

Wir müssen aufhören die islamischen Welt zu missionieren und das Aufbegehren weiter Bevölkerungsschichten gegen diese brachiale Missionierung der islamischen Welt mit unserer Werte- und Gesellschaftsordnung verstehen.
Wir müssen die Kriegführung und Einmischung in die Belange der islamischen Welt beenden.
Wir müssen aufhören, unsere Grund- und Werteordnung über die von anderen Menschen zu stellen (wir müssen sie für uns verteidigen, aber nicht am Hindukusch).
Wir müssen im Inneren für bessere Bildung sorgen.
Wir müssen zurück, zu einer öffentlich, rechtlichen Berichterstattung, die keiner Ökonomisierung unterworfen ist. Wir müssen den politischen Einfluss (Proporz) auf diese Medien begrenzen.
Wir müssen unseren Reichtum besser verteilen, nicht als Charityevent, sondern ordnungspolitisch und rechtssicher.
Wir müssen besser überlegen, bevor wir von einer Wertegemeinschaft mit den USA daherbrabbeln (ok, das ist polemisch - aber zählt Mord (und Drohnenangriffe erfüllen nach unserem Strafgesetzbuch alle Parameter dafür), Folter und Menschenrechtsverletzung zu unseren Werten?)

"Alternativen"

o Kriegshandlungen ausweiten - Kriegshandlungen einstellen
o Weiter missionieren - Missionierung unterlassen
o Wahlergebnisse ignorieren - Wahlergebnisse anerkennen
o Reichtümer für Wenige - Reichtum besser verteilen
o Gettoisierung manifestieren - Gettoisierung vermeiden
o Stigmatisierungen betreiben - Stigmatisierungen vermeiden
o Machtpolitik betreiben - Machtpolitik vermeiden
o Bildung verringern - Bildung betreiben
o Desinformieren - Informieren
o Geheimhaltung - Offenlegung
o Armut manifestieren - Armut beseitigen
o Gewalt - Gewaltverzicht usw.

"Konsequenzen"

Ich werde jetzt nicht jeden einzelnen Punkt auf seine Konsequenzen in aller Tiefe untersuchen, das wäre die Aufgabe eines Diskurses in einer politischen Gruppe.
Ich bin mir jedoch sicher, wenn wir bei den Alternativen uns zunehmend mehr auf der rechten Seite des Alternativenschemas positionieren würden, würden wir weniger Flüchtlinge, weniger Kriege, weniger Ungerechtigkeit (ich gebe zu, der Begriff ist sehr unscharf), weniger Terror und vor allen Dingen viel weniger Leid haben

Das würde ich tun, wenn ich ein Entscheidungsträger wäre.

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